Man nennt mich Micro Lord von Eylorer und man sagt mir nach, ich sei ein sanftmütiger „Kampfpudel“. Geworfen wurde ich in Pudelhausen und wie ihr schon aus meinem Namen erkennen könnt, bin ich von gut gebelltem Adel. Doch das nur nebenbei, damit ihr wisst, wer sich hier outet. Aber was heißt schon outen nein, ich muss mir einfach mal meinen Frust von der Pudelseele kläffen, denn mein Pudelleben ist in letzter Zeit wirklich alles andere als wauwaugeil.

Stellt euch mal vor, nur weil ich mal kurz über den Zaun gedüst bin, weil der heiße Duft von dem adeligen Edelplüsch unseres Nachbarn mir fast den Verstand geraubt hat, hat der Zweibeiner von der Tussi mich gleich hündisch ausgemotzt und mir doch tatsächlich noch eine Ladung eiskaltes Trallala über mein edles Styling geschüttet. Benehmen haben die! –

Apropos Motzen, mein Zweibeiner ist manchmal schlimmer als der Typ von nebenan. Dem kann man auch nichts mehr recht machen. Letzte Woche hat er doch sogar seinen Cojuter ausgemotzt oder wie das komische Ding da auf seinem Schreibtisch heißt, wovor er ewig hockt, wenn er sich nicht gerade einmal wieder auf meinem Stammplatz auf dem Sofa breit macht und mit dem Torwart und dem Schiedsrichter in der Glotze meckert oder mit einem erbärmlichen Knurren den halben Wald im Schlaf absägt. Das Geplärre, wie er den Cojuter angemotzt hat, hättet ihr einmal hören sollen, dabei hat der gar nichts gemacht. Na ja, er hat ihn nur mal kurz angezischt und ein paar Sternchen aus seinem  Pöppes geblasen. Danach war er wirklich ganz brav und hat sogar alle Lichter ausgeknipst.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie wütend mein Dosenöffner pardon, mein Zweibeiner gebellt hat, der konnte das fasst so gut wie ich. Selbst mein geliebtes Frauchen hat sich ins Körbchen verkrochen. Wutentbrannt hat er dann den Stecker aus der Wand gezoppt. Oje, dass hätte ich einmal machen sollen. Na ja, leidgetan hat es mir um sein Spielzeug schon ein bisschen und weil er mir so leid tat, habe ich ihm erst einmal meinen Lieblingsknochen und das Quietschpüppchen gebracht. Half aber nichts, er war richtig bockig und seine Laune ging mir langsam schon auf den Frolic. Doch was tut man nicht alles, um seinem Zweibeiner zu gefallen.
So habe ich mich über Nacht an die Arbeit gemacht und versucht seinen Cojuter zu reparieren. Wuff, hatte ich eine Mühe bis die vielen kleinen Stecker von dem Cojuter und die Kabel unterm Schreibtisch durchgekatscht und abgekaut waren. Die Kabel schmeckten fürchterlich und als meine Molare schon qualmten, kam  - oh Schreck  -auch noch die Quasseldose im hohen Bogen vom Schreibtisch geflogen. Das Ding kann ich sowieso nicht leiden, weil es mich mit seinem blöden Gebimmel immer hochkant aus dem Körbchen fegt. Habe ich natürlich gleich mit entsorgt. Kabel aus der Wand gezoppt und katsch katsch flogen auch die kleinen niedlichen Knöpfchen samt dem Display oder wie das Nummernkino heißt, durch das Zimmer. War zwar nicht viel Arbeit aber ganz lustig.

Von der ganzen Maloche muss ich dann irgendwie eingeschlafen sein. Plötzlich kam ein merkwürdiger aber bekannter Duft übermeinen Nasenschwamm geflogen. Ich wachte auf und sah zwei ausgefranste Puschen oder auch Pantoffeln genannt vor mir, die ich schon am frühen Morgen gründlich bearbeitet und vorsichtshalber unter den Bettvorleger gebuddelt hatte.
Die steife und knurrende Haltung meines Dosenöffners ließ dann auch nichts Gutes erahnen. Blitzschnell sauste ich ins Schlafzimmer, wo ich mich unters Bett von meinem Frauchen verdrückte. Puh, da war ich erst einmal in Sicherheit. Doch wenn man die ganze Nacht nur geschuftet hat und dann auch noch so unliebsam geweckt wird, muss man ja schließlich auch mal dürfen. Also robbte ich mich wenig später wieder aus meinem Sicherheitstrakt und schlich mich auf den Badezimmerteppich, denn an meinem wütenden Zweibeiner, der beim Anblick seines Cojuters inzwischen von einen “Aerobic Anfall” heimgesucht worden war, traute ich mich nicht vorbei und auf dem Teppich vom Badezimmer fiel so eine kleine Pieselorgie ja nicht sofort auf, dachte ich jedenfalls. Doch mein Frauchen hatte wieder gleich gerochen was los war. Also machte ich auf schuldbewusst, legte den flachen Kriechgang ein und setzte meinen gekonnten Plüschaugenaufschlag auf, dem kann mein Frauchen nämlich nicht widerstehen. Habe darin so meine besondere Technik, klappt zwar nicht immer aber immer öfter.

Endlich schritt man in die Futterabteilung und ich freute mich schon auf mein Leberwurstbrot und auf das kleine Stückchen vom Ei, was ich immer von meinem zweibeinigen Häuptling bekam. Doch diesmal kam nichts. Ich versuchte es nochmals mit dem Plüschblick aber wieder kam nichts. Dann setzte ich meinen Kampfblick ein, nützte aber auch nichts. Bevor ich vor Hunger tot umfiel, ließ ich mir etwas anderes einfallen. Mit lautem Beller knallte ich meinem Zweibeiner mal kurz mein frisch geschliffenes Krallenwerkzeug in seinen sowieso schon angeschlagenen Meniskus. Hui, endlich hatte ich Aufmerksamkeit erreicht und sofort folgte ein aufjaulendes menschliches “Technokonzert”. Statt mir aber nun endlich das gewohnte Leberwurstbrot und mein Stückchen Ei vom Tisch zu reichen, ließ mich der Kerl doch tatsächlich in der Küche strammstehen und motzte mit mir so böse herum, dass sich meine Nackenhaare sträubten und mein Nasenrücken gekräuselt rotierte. Als ich ihm dann auch noch mein “Blendax Lächeln” zeigte, flippte der total aus.
Stellt Euch vor, drohte der mir tatsächlich mich trotz meiner edlen, adeligen Abstammung ins Tierasyl zu bringen, dabei hatte ich mir mit seinem Cojuter doch so viel Mühe gegeben. Aber wie schon gesagt, diesem Menschen kann man in letzter Zeit einfach nichts mehr recht machen und den schönen Morgenspaziergang zum See, wo ich doch immer meine Freunde traf, konnte ich mir auch ablecken.

Mein Magen knurrte erbärmlich und sehnlichst hoffte ich, dass sich meine Zweibeiner endlich zum Tennisplatz verdrückten so, wie sie es in letzter Zeit fast täglich taten. Dann endlich kam Bewegung in die Hütte und ich hatte sturmfreie Bude.
Nun konnte ich mich in Ruhe über das Leberwurstbrot, was mir Frauchen noch heimlich zugesteckt hatte, hermachen und Herrchens Sportzeitung demolieren, die er mal wieder liegengelassen hatte. Na ja, weil er dieser Lektüre immer mehr Beachtung schenkt als mir, sagte ich dieser zuerst den Kampf an. Nachdem ich alles durch meinen Prämolarwolf gedreht hatte, bekam ich wieder leichten Kohldampf und begab mich erneut in die Küche, wo ich doch glatt ein Aquaplaning zwischen die Lefzen bekam. Frauchen hatte tatsächlich einmal vergessen den Rest vom Frühstückstisch wegzuräumen und den leckeren duftenden Aufschnitt konnte ich mir bei dem Kohldampf unmöglich entgehen lassen.
Auf den Stuhl zu kommen, was ich eigentlich nicht durfte, war eine Leichtigkeit, darin hatte ich schon Übung und danach auf den Tisch zu klettern, war auch keine Anstrengung. Nachdem ich den Teller vom Aufschnitt schrankfertig poliert und noch schnell die Kaffeesahne entsorgend über dem Tischtuch verteilt und aufgeschleckt hatte, entdeckten meine wachen Äugelchen ein Stück Butter.
Stellt Euch vor, ein ganzes Stück leckere weiche Butter, was doch tatsächlich noch eingepackt war. Butter, oh ich liebe Butter! Leider bekomme ich davon nur mal so einen kleinen Klecks morgens auf mein grobes Vollkornschnittchen unter die Leberwurst gekratzt. Angeblich nicht gesund, würde sonst Dünnpfiff geben. Diese Gelegenheit aber ließ ich mir nicht entgehen. Als ich jedoch gerade so genüsslich meine Zunge in das lockere Papier bohrte, hörte ich das Brummbrumm meiner Zweibeiner. Erschrocken spießte ich das Butterpäckchen zwischen meine Fangzähne um es in Sicherheit zu bringen. Ich düste gerade am Sofa vorbei, als ich schon die Schlüssel im Haustürschloss klappern hörte. In meiner Not stupste ich das Butterpäckchen schnell in das neue weiche Sofakissen und legte mich breitlinks auf das Kissen. Machte Herrchen schließlich  auch nicht anders, wenn er sich zum Schnarchen auf das Sofa knallt.
Natürlich tat ich so, als ob ich tief und fest schlief. Frauchen war dann auch ganz entzückt als sie mich so sah und freute sich darüber, dass ich so brav auf unsere Hütte aufgepasst hatte. Dann aber wurde es unter mir doch etwas glitschig und als die Butter schon langsam aus dem Edelplüsch quoll, überlegte ich mir krampfhaft in welche Richtung ich am besten den Abflug in den Garten starten könnte. Doch draußen regnete es wie aus Eimern und nass zu werden, darauf hatte ich nun wirklich keinen Bock. Na ja, schließlich kam es, wie es kommen musste und nun motzte nicht nur Herrchen, sondern auch noch mein geliebtes Frauchen mit mir herum. Aber die beiden, die mich abgöttisch lieben, kenne ich zu gut und meinem gekonnten, unschuldig weichspülenden Augenaufschlag, konnten sie dann letztlich beide nicht widerstehen.
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© RH